BRIDGE - Das Projekt

BRIDGE – Das Projekt

Unser Projekt Bridge bringt Hausarztpraxen und internationale Ärzt:innen zusammen.

Approbation mit Migrationshintergrund

Das Projekt BRIDGE im Kontext aktueller Herausforderungen

Die Situation rund um COVID-19 zeigt, wie wichtig die ärztliche Versorgung gerade im ländlichen Raum ist. Und damit auch, wo das Projekt Bridge ansetzten muss. Mit Corona muss es noch nicht einmal zu einer direkten Behandlung zwischen Arzt, beziehungsweise Ärztin und Patient:in kommen. Das neuartige Virus macht deutlich, wie unsicher die Menschen sind, wenn es um deren eigene Gesundheit geht. Darüberhinaus wie wichtig für sie eine vertrauensvolle, medizinische Instanz ist, an die sie sich fragend wenden können. Gerade jetzt zeigt sich, wie relevant es ist, einen verlässlichen Hausarzt oder eine verlässliche Hausärztin vor Ort zu haben. Insbesondere im ländlichen Raum.  

Leider wird die medizinische Versorgung, vor allem auf dem Land, auf Grund des demographischen Wandels zu einem immer größeren Problem. Hausärzte:innen von „nebenan“ verabschieden sich in den 2020er Jahren in den Ruhestand. Sie können die Praxis ohne eine passende Nachfolge nicht übergeben. Junge Studierende der Medizin zieht es einerseits in die Städte, in denen sie sich attraktive Praxen aufbauen oder in Kliniken arbeiten, um ihre Karriere zu fördern. Ein Großteil angehender Ärzte:innen möchte andererseits im Angestelltenverhältnis arbeiten, um den Spagat zwischen Beruf und Familie besser zu schaffen. 

Während nicht nur zu wenige Hausarztpraxen auf dem Land fortgeführt werden können, steigt die Zahl älterer Menschen mit Mehrfacherkrankungen. Multimorbidität ist der Fachbegriff, wenn Patienten:innen auch über eine spezifische Erkrankung hinaus unter weiteren Krankheiten leiden. Das tritt vermehrt in höherem Alter auf. So haben wir auf der einen Seite Arztpraxen auf dem Land, die nicht fortgeführt werden. Auf der anderen Seite eine wachsende Zahl an Patienten:innen, deren Behandlungsbedarf steigt. 

BRIDGE – wie ein Projekt Lösungen schafft 

BRIDGE steht nicht nur wörtlich, sondern auch sinnbildlich für „Brücke“ und ist ein Projekt der care pioneers GmbH. Ein Unternehmen aus Oldenburg, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Pflege und Medizin zu digitalisieren und die Gesundheitsversorgung, speziell im ländlichen Raum, zu stärken. Aus diesem Grundgedanken heraus ist das Projekt BRIDGE entstanden. BRIDGE hat sich als Ziel gesetzt, zugewanderte Ärzte:innen auf dem Weg zur Approbation zu begleiten. Das Bindeglied, also die Brücke, zwischen dem Kandidaten, der Kandidatin und den niedergelassenen Ärzten:innen zu sein. Im Jahr 2021 wird BRIDGE zunächst in der Stadt Emden sowie in den Städten des Landkreises Aurich als ein Pilotprojekt starten. Es schließt insbesondere auch Ärzte:innen ein, die bereits seit längerer Zeit in Deutschland sind, aber an den immensen Hürden der Zulassungsvoraussetzungen scheitern.

Sie werden innerhalb des Programms begleitet und auf die bevorstehenden Aufgaben vorbereitet. BRIDGE versteht sich daher als ein Baustein, mit der Expertise und jenem Konzept, die medizinische Versorgung im ländlichen Bereich zu stärken.  

Innerhalb von 13 Monaten werden potenzielle Kandidaten:innen für den medizinischen Alltag in Deutschland fit gemacht. Sie werden auf die staatliche Zulassung, genannt Approbation, vorbereitet. Damit werden sie hierzulande als Arzt oder als Ärztin tätig sein dürfen. Gefördert wird das Projekt mit über 400.000 EUR durch den Europäischen Sozialfonds. Das Pilotprojekt wird derzeit durch den Landkreis Aurich und die Stadt Emden unterstützt und begleitet. Zentrale Partner des Projektes sind die Kassenärztliche Vereinigung, insbesondere die Bezirksstelle in Aurich, die European Medical School (Oldenburg) und Alfa Personnel Care GmbH (Hamburg). 

Die Projektidee

„Vernetzen. Verbinden. Versorgen. Willkommenskultur schaffen“ –so das Motto des Projektes. In anderen Ländern ist es weit weniger verbreitet, sich als Hausarzt oder als Hausärztin auf dem Land niederzulassen. So müssen einerseits sprachliche und kulturelle Barrieren überwunden werden. Andererseits eine Brücke geschaffen werden, die es für ausländische Ärzte:innen attraktiv macht, in Deutschland die Lücke der medizinischen Versorgung auf dem Land zu schließen. Dies bedeutet beispielsweise, dass es ihnen ermöglicht wird, sich innerhalb eines festgelegten Zeitraums in den Berufsalltag einzuarbeiten. Das heißt sie können bereits ab dem ersten Tag ihren Lebensunterhalt verdienen. So fokussiert sich das Projekt BRIDGE darauf, neben der jeweiligen sprachlichen Förderung, auch die fachliche Unterstützung in den Vordergrund zu stellen.  

Die größten Hürden der Integration zugewanderter Ärzte:innen sind die Bereitstellung eines Wohnsitzes im Einsatzgebiet sowie die Unterstützung in sämtlichen bürokratischen Vorgängen. So kann sowohl dem praktizierenden Hausarzt, der praktizierenden Hausärztin als auch den Bewerbern und Bewerberinnen der Rücken freigehalten werden. Beide sollen sich nach bestem Gewissen voll und ganz auf die Aufgabe der Einarbeitung, Vorbereitung und Übergabe der Praxis fokussieren können. So werden die teilnehmenden Hausärzt:innen unter anderem bei der Erstellung von Verträgen seitens der care pioneers GmbH, der Stadt Aurich und dem Landkreis Emden unterstützt. BRIDGE begleitet den Bewerber, beziehungsweise die Bewerberin von Beginn an bei sämtlichen Formalitäten.  

Wie wird den Hausärzt:innen mit potenzieller Skepsis begegnet?

„Uns ist klar, dass Ärzt:innen, die wir auf das Projekt ansprechen, teilweise zurückhaltend reagieren. Sie fragen uns, ob die Kandidaten:innen denn überhaupt richtig Deutsch sprechen können“, sagt Melanie Philip (Geschäftsführerin der care pioneers GmbH). Diese Skepsis, so Philip, kann sehr schnell entkräftet werden. „Alle Kandidat:innen, die hierfür in Frage kommen, müssen die deutsche Sprache bereits auf dem international anerkannten Level B2 (Selbstständige Sprachverwendung) beherrschen und nachweisen können“, fährt sie fort. Während der ersten drei Monate wird das Sprachniveau auf C1 (Fachkundige Sprachkenntnisse) angehoben. Bei Beginn ihrer Praxistätigkeit haben die Kanditat:innen bereits das nächste Level erreicht. Das höchste anerkannte Sprachlevel dieser Form ist C2.  

Das Ziel des Projekts BRIDGE ist es, dass die zugewanderten Ärzte:innen auf die hohen Qualitätsansprüche des deutschen Gesundheitssystems vorbereitet werden.

Das BRIDGE-Trainee-Jahr

Dahingehend sind auch das ausgeklügelte System und die Wahl der teilnehmenden Arztpraxen ausgerichtet. Nachdem entsprechende Kandidaten:innen, die den gesetzlichen Voraussetzungen für ein solches Traineejahr entsprechen, ankommen, findet eine einwöchige Willkommensphase statt. Bereits 4 Wochen vorher wird die Wohnung bezogen, die seitens der Landkreise während des Traineejahres zur Verfügung gestellt wird. 

Ebenso sorgt BRIDGE dafür, dass alle alltäglichen Dinge und bürokratischen Schritte soweit vollendet sind. So können sie sich zunächst 3 Monate lang auf die Fachsprachprüfungen vorbereiten.

Ein speziell für das Traineejahr entwickelte Konzept soll hier die Erfolgsaufsichten auf eine bestandene Prüfung anheben. Wenn die Prüfung bestanden wurde, erhält der Arzt und/oder die Ärztin eine Berufserlaubnis. Und kann anschließend für sechs Monate in Begleitung des zuständigen Trainee-Hausarztes, oder der Trainee-Hausärztin, die ersten Schritte im deutschen Gesundheitswesen gehen.

Danach folgt die Vorbereitungsphase zur Approbation innerhalb von drei Monaten. Hier werden vier Tage schulisch verbracht, in denen die Kandidaten:innen ein von der European Medical School ausgearbeitetes Konzept durchlaufen. Dabei geht es vorwiegend um praxisbezogene, allgemeinärztliche Themen. Denn Ziel ist, wie bereits erwähnt, dass die Teilnehmer:innen später auch als Hausarzt/Hausärztin tätig sind und auf dem Land bleiben. An einem Tag der Woche steht während dieser Phase ein Praxistag an. Nach der Vorbereitung zur Approbation, die maßgeblich durch den Niedersächsischen Zweckverband zur Approbationserteilung (NIZZA) begleitet wird, melden sich die nun zugelassenen Ärzte:innen – sofern die Approbation erteilt wurde – für die anschließende sechsjährige Facharztausbildung zum/zur Allgemeinmediziner:in an.  

Bereits jetzt haben sich sieben Hausärzt:innen und das Gesundheitsamt des Landkreises, mit Standorten in den Städten Norden und Aurich als Traineepartner zur Verfügung gestellt. Die Kommunen des Landkreises Aurich und der Stadt Emden tragen neben den beschriebenen Unterstützungen auch eine Mitfinanzierung. Insgesamt möchte das Projekt mit 10 Praxen im Raum Aurich/Emden ab 1.4.2021 starten.

Mehrwerte des Projekts 

Hausärzte:innen, die altersbedingt ihre Praxis übergeben möchten, können zugewanderte Ärzte:innen aufnehmen. So werden sie schon früh in das Tagesgeschäft mit folgendem Mehrwert integriert. Die möglichen Nachfolger:innen lernen die Strukturen kennen, werden mit den vorhandenen Patienten:innen vertraut und können sich schnell ein Bild davon machen, ob ihnen die geforderte Arbeit zusagt. Hingegen können die Hausärzt:innen die Zeit der Einarbeitung nutzen, um zu beurteilen, ob die möglichen Nachfolger:innen in die gestandene Struktur passen und sie sich daraus resultierend eine Übergabe der eigenen Praxis an den oder die Wahlkandidat:in vorstellen können. Zeitgleich lernen auch die Patienten:innen ihren Hausarzt beziehungsweise ihre Hausärztin in spe bereits früh kennen und schätzen.  

Die teilnehmenden Ärzte:innen werden so in der Zeit der Begleitung bestmöglich integriert, gefördert und vernetzt. Neben theoretischer und fachlicher Weiterbildung wird während ihres Traineeprogramms deren Unterhalt finanziert und wichtige Netzwerke geschaffen. So kann eine ideale Existenz aufgebaut werden, die für alle Beteiligten eine große Chance darstellt. Einen weiteren Baustein stärken, mit dem die ländliche Versorgung im medizinischen Bereich geschlossen werden kann und kompetenten Medizinern:innen eine Perspektive eröffnet wird.  

Weitere Informationen und akutelle Berichte zum Projekt BRIDGE unter: www.bridge4doctors.de

Über den Experten und Autor dieses Beitrages

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Philipp Zell

Hallo, ich bin Philipp und der Geschäftsführer der Pflegepioniere. Lösungen zu finden, treibt mich an. Unsere Gesellschaft benötigt Lösungen für eine gute Versorgung, sonst wird jede:r von uns bald negativ betroffen sein. Und das in einer Dimension, die man gesellschaftlich noch gar nicht ahnt. Es gilt also, im bestehenden System Versorgung auf all ihren Ebenen zu optimieren und gleichzeitig an großen Lösungen zu arbeiten. Das machen wir mit den Pflegepionieren – und darum bin ich gerne Pflegepionier.

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Geschrieben am 13. Oktober 2020 um 20:11