Sind Fort- und Weiterbildungen in der Pflege, trotz Coronapandemie, sinnvoll?
Diese Frage haben wir unserer Kollegin Daniela Wilhelm gestellt, die bei den Pflegepionieren die Fort- und Weiterbildungen koordiniert und auch selbst als Dozentin Kurse leitet.
Also Daniela, noch einmal die Frage: Glaubst du, dass Fort- und Weiterbildungen in der Pflege trotz Corona-Pandemie sinnvoll sind?
Daniela: Na klar! Aber fangen wir vorne an, denn für mich persönlich waren Fort- und Weiterbildungen schon immer wichtig und sie sind es bis heute. Für mich war es selbstverständlich mich auf dem aktuellen, wissenschaftlichen Stand der Pflege zu halten und neugierig über den Tellerrand zu schauen. Als Dozentin ist es meine Horrorvorstellung altes Wissen zu verbreiten oder nicht mehr zu wissen, was in der Praxis aktuell ist. Darum halte ich mich bis heute durch Fort- und Weiterbildungen und, wenn möglich, auch Hospitationen in der Praxis aktuell.
Da war es klar, dass das Aufgabenfeld der Seminarkoordination bei den Pflegepionieren absolut passend ist, denn noch dichter kann ich nicht an frischem Wissen sein.
Durch die Nähe zu den Kursteilnehmer:innen und den Pflegeeinrichtungen hast du dann sicherlich ein gutes Gefühl welche Themen und welches Wissen gefragt und gebraucht sind?
Daniela: Komplett richtig. Durch meine Tätigkeit habe ich täglich mit Kund:innen und deren Fort- und Weiterbildungsbedarfen zu tun. Natürlich bekomme ich in den Gesprächen auch immer wieder die Bedenken und Zweifel mit, die die ein oder anderen Arbeitgeber:innen, ausgelöst oder verstärkt durch die Coronapandemie, bei der Fortbildungsplanung plagen.
Von der eh schon viel zu hohen Arbeitsbelastung der Pflegekräfte, der knappen Personaldecke über die Unsicherheit zur schnelleren Fluktuation bis zu dem Grundsatzgedanken: wie viel Geld investiere ich für Fort- und Weiterbildungen, wenn die Mitarbeitenden dann für andere Arbeitgeber immer attraktiver werden und sich „abwerben“ lassen, ist alles dabei.
Apropos Mitarbeiter:innen: welche positiven Effekte haben Fort- und Weiterbildungen auf ihre Einstellung dem Unternehmen gegenüber?
Daniela: Aus der Erfahrung und den Rückmeldungen der Kursteilnehmer:innen kann ich jeden Arbeitgeber nur völlig überzeugt ermutigen Fort- und Weiterbildungen trotz der Pandemie (oder gerade wegen der Pandemie) frühzeitig zu planen. Wünsche der Mitarbeitenden zu erfragen, sie an der Themenfindung zu beteiligen.
Denn immer wieder wird in den Kursreflexionen deutlich, dass die Mitarbeitenden sich dadurch wertgeschätzt fühlen und im Gegensatz zur Fluktuation eher eine viel klarere Bindung an die Arbeitgeber:innen entsteht.
Eine anstehende Fort- oder Weiterbildung löst bei vielen Vorfreude aus. Diese stärkt und motiviert die Pflegekräfte auch in schwierigen und stressigen Zeiten. Denn neben den neuen Kompetenzen, die dadurch für die Teilnehmenden sowie für das Unternehmen, aufgebaut werden, bietet sie den Teilnehmenden eine Art Belohnung, auf die oft mit viel Energie hingearbeitet wird.
Gibt es Feedback, das dich nach den Fort- und Weiterbildungen erreicht?
Daniela: Immer wieder höre ich Sätze wie:
- „Ich bin meinem Arbeitgeber dankbar für diese Chance“,
- „Ich habe neue Impulse gewonnen“,
- „Die Inspirationen waren großartig“,
- „Der Austausch mit den Kolleg:innen war wohltuend“,
- „Die Auszeit von der Arbeit hat mir Kraft geschenkt“,
- „Die Seminartage waren wie eine Erholungsquelle für mich…“
Daher ermutige ich weiterhin Arbeitgeber:innen, diese Quellen des Austausches, der Erholung und der Inspirationen, gerade auch in Pandemiezeiten, für die Mitarbeitenden möglich zu machen. Damit wird Wertschätzung deutlich.
Wie verläuft die Kommunikation mit unseren Kund:innen?
Daniela: Gerne koordiniere ich mit unseren Kund:innen und unserem langjährigen Dozent:innenteam ganz individuelle Seminare, die auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt werden. Hat doch das übliche „Gießkannenprinzip“ im Bereich der pflegerischen Fort- und Weiterbildung ausgedient. Gemäß QM Vorgaben muss die Pflegedienstleitung heute zunächst die Defizite in der Einrichtung definieren und daraus den präzisen Schulungsbedarf planen.
Übrigens: neben der klassischen Präsenz- und Onlineschulung (ggf. Hybrid) bieten wir Seminare auch als E-Learning an.
Der Gesetzgeber fordert mit dem §11 im SGB XI, dass Pflegeleistungen dem allgemein anerkannten Stand der medizinisch-pflegerischen Erkenntnissen/Wissenschaft entsprechen. Damit setzt der Gesetzgeber voraus, dass sich der pflegerische Wissensstand permanent weiterentwickelt.
Im Feld der Personalentwicklung gilt es darum, die gesetzlichen und qualitativ empfohlenen Pflichtfortbildungen sowie die oben erwähnten Defizite neben den individuellen Wünschen der Mitarbeitenden zu berücksichtigen und zu planen.
Hast du noch ein abschließendes Fazit für uns? Warum benötigen Pflegekräfte regelmäßige Fort- und Weiterbildungen?
Daniela: Das Feld der Fort- und Weiterbildung ist so aktuell wie nie in der Pflege. Pflegekräfte müssen für die Zukunft fit gemacht werden, da immer mehr Fähigkeiten benötigt und gefordert werden und das in einem Tempo, mit dem kaum noch Schritt zu halten ist.